Schachl beschreibt in seinem Buch „Was haben wir im Kopf“ (Linz 2005) 11 Prinzipien für gehirngerechtes Lehren und Lernen, die er in einem Vortrag 2006 in Bielefeld um ein zwölftes ergänzt hat. Diese Prinzipien dienen als Basis für das planerische und methodische Vorgehen in Lehrveranstaltungen und zur Reflexion im Hinblick auf didaktische Störungen im Rahmen schwieriger Situationen in der Lehre.
Im Buch „Befähigen statt belehren“ (Brinker/Schumacher 2014) beschreiben wir ausführlich die Bedeutung für Lehren und Lernen an Hochschulen. Im Buch „Schwierige Situationen in der Lehre“ (Schumacher 2011) wird diskutiert, welche Bedeutung die Vernachlässigung dieser Prinzipien für die Entstehung von Störungen haben kann.
Für hdw-nrw durfte ich zum Jubiläum an einem immer währenden Kalender mit Broschüre arbeiten. Dieser gibt Monat für Monat didaktische Hinweise zur gehirngerechten Lehre. Kalender und Broschüre können Sie bei hdw-nrw bestellen. Der Kalender ist auf www.lehridee.de auch online verfügbar. Hier sehen Sie ein Beispiel:
Unsere Idee, die Prinzipien auf das Lehren und Lernen an Hochschulen zu übertragen wurde vom Didaktikzentrum der Hochschule der Medien aufgegriffen und in eine Broschüre übertragen, in der nun unsere Ideen vertreten sind.
Im Bereich „Kompetenz Hochschuldidaktik“ befindet sich außerdem ein Dokument, das beschreibt, wie die 12 Prinzipien in hochschuldidaktischen Veranstaltungen zum Tragen kommen können.
Das sind die 12 Prinzipien für gehirngerechtes Lehren und Lernen
- Geben Sie einen Überblick und vernetzen Sie Inhalte! Setzen Sie kognitive Landkarten in der Lehre ein.
- Machen Sie Ziele transparent indem Sie Lernvereinbarungen treffen und das methodische Vorgehen darstellen.
- Wecken Sie Neugierde durch aktuelle Ereignisse oder Aufmerksamkeitswecker.
- Gehen Sie den Dingen auf den Grund. Viel Stoff führt zu Oberflächenlernen, das seltener Effekte hat.
- Beachten Sie den roten Faden. Sowohl in Ihrem Lehrkonzept als auch in Diskussionen.
- Lehren Sie mit allen Sinnen! Visualisieren Sie Wichtiges. Treten Sie in Dialog. Verwenden Sie eine bildhafte Sprache. Bringen Sie Lernende zum Handeln.
- Geben Sie Rückmeldungen und holen Sie welche ein.
- Machen Sie Denk- und Verschnaufpausen. Lernen braucht Zeit (Lehren auch).
- Sorgen Sie für ein gutes Lernklima. Lernen wird stark von Gefühlen und Emotionen beeinflusst.
- Wiederholen Sie Wichtiges! Lassen Sie Lernende Prüfungsfragen formulieren, die dann gegenseitig zu beantworten sind.
- Beachten und ermöglichen Sie individuelle Lernstile und Lernstrategien.
- Vernetzen Sie Inhalte durch Kognitive Landkarten oder Bezüge zu anderen Fachgebieten.
Umgekehrt gelten diese Prinzipien eben auch für das Lernen. Wenn sich Lehrende als Lernbegleiter/innen/Lerncoaches verstehen, gilt es, Lernumgebungen zu gestalten und Lernende zum Lernen zu befähigen, indem sie Lern-und Arbeitsstrategien (weiter) entwickeln…
- wie sie den Überblick behalten
- Ziele formulieren können
- Interesse entwickeln
- den Dingen auf den Grund gehen
- den roten Faden (in einem Fachgebiet, Artikel, Vortrag, Buch) suchen
- mit allen Sinnen lernen und Gedächtnisstrategien anwenden (die häufig mit der Verbindung verschiedener Sinneskanäle einhergehen)
- sich Rückmeldungen einholen und sich beteiligen
- aktive Pausen und Zeitpuffer ins Lernen einplanen
- sich in gute Lernzustände bringen können und beim inneren Schweinehund die Führung übernehmen
- Rituale des Repetierend beim Lernen einbauen
- sich der eigenen Lerngewohnheiten und Lernstile bewußt sind
- nach Vernetzungen und Bezügen suchen.
Die Prinzipien sind die Basis aller Überlegungen: ob bei der Planung von Lehrveranstaltungen, bei der Durchführung oder in der Reflexion schwieriger Situationen. Sie helfen, Ziele zu formulieren, Klarheit herzustellen und können sowohl im Semester als auch bei der Strukturierung einer Lehrveranstaltungssitzung oder eines Trainings hilfreich sein. Die Prinzipien helfen damit als „hochschuldidaktisches Mischpult“ bei der Lernprozessgestaltung- und steuerung.
Im Workshop „Schwierige Situationen in der Lehre“ werden die Prinzipien mit der Kopfstand-Methode eingeführt: Wenn Lehrende den Auftrag bekämen, eine Lehrveranstaltung komplett „in den Sand zu setzen“, dann helfen diese Ratschläge, die auf einer der Lehrhelfer-Postkarten zu finden sind: